Dr. Thomas Hruschka im Interview

Wer war damals der Impulsgeber für mehr Nachhaltigkeit?

Die Idee kam 1998 aus Graz. Die Stadt Graz hatte damals, um ihre Probleme mit der Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen, das betriebliche Programm „Ökoprofit“ entwickelt. In Wien wurde die Idee aufgegriffen und ausgeweitet, da es ja längst auch andere Tools auf dem Markt für Unternehmen gab wie ISO 14001, EMAS, Das Österreichische Umweltzeichen für Tourismus etc. Neben „OekoBusiness Wien“ wurden damals weitere Projekte wie zum Beispiel das ökologische Beschaffungsprogramm „ÖkoKauf“ entwickelt. Diese Programme waren Teil des damals ebenso neuen Wiener Klimaschutzprogramms.

 

Wie kam es, dass sich die Stadt zu dem Zeitpunkt zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet hat?

Das ist eine lange Geschichte. Es hat mit dem Sozialdemokratischen Konzept aus den 1920er Jahren zu tun. Im Modell „rotes Wien“ wurde damals besonders auf die Verbesserung der Situation der arbeitenden Menschen geachtet. Es wurden enorme Summen in sozialen Wohnbau mit den besten Architekten des Landes investiert. Dabei beinhalteten die Konzepte für den Wohnbau damals schon grüne Gärten, Bildungseinrichtungen, medizinische Versorgung und eine gute öffentliche Anbindung. Viele dieser Themen würde man heute unter „nachhaltig“ zusammenfassen. All das haben die immer sozialdemokratischen Stadtregierungen beibehalten. Ende der 70iger Jahre bekam das Thema Umweltschutz enormen Rückenwind. Zum Beispiel wurde durch eine Volksabstimmung die Ablehnung der Atomkraft besiegelt. Durch heftige Proteste konnte der Bau des Donaukraftwerks verhindert werden - der letzte zusammenhängende Donau-Auwald in Österreich wäre dadurch zerstört worden. Heute ist dort ein Nationalpark. Anfang der 90iger wurde der vormalige Umweltstadtrat und Biologe Michaela Häupel Wiener Bürgermeister und kurz danach bezeichnete sich die Stadt Wien als „Umweltmusterstadt“ – durchaus als Ergänzung des Ansatzes aus dem „roten Wien“

 

Was war das Zielbild?

Die Ziele waren vergleichsweise simpel. „OekoBusiness“ als strikt freiwilliges Programm sollte vor allem „schmutzige“ Betriebe erreichen, und zwar mit dem Versprechen, dass wir ihnen helfen, Betriebskosten zu sparen und so wettbewerbsfähiger zu werden. Das politische Ziel: Nur wenn man diese Betriebe anspricht und zu mehr Umweltschutz bewegt, verbessert man die Umweltsituation. Wir zeichnen also nicht nur die Vorzeigebetriebe aus, die ohnehin nur eine ganz geringe Zahl ausmachen, denn damit würden wir -relativ gesehen- weniger Umweltschutz erreichen.

 

Was hat die Politiker dazu bewogen, mitzumachen?

Damals gab es, wie schon gesagt, einen starken gesellschaftlichen Rückenwind - vielleicht so wie heute auch. Und als Programmverantwortliche haben wir uns immer die Frage gestellt: „Was brauchen unsere Partner, etwa die Stadt Wien, die Wirtschaftskammer, Gewerkschaften oder das nationale Umweltministerium und deren Vertreterinnen und Vertreter, um das Programm aus ihrer Sicht als Erfolg verkaufen zu können?“ Dabei ist ein wichtiges Element die von Beginn an angelegte Maßnahmendatenbank, in der alle Unternehmen ihre geplanten und umgesetzten Maßnahmen eintragen. Darauf greift wiederum eine externe Evaluation zu, die jede einzelne Maßnahme prüft und jedes Jahr eine unabhängige, objektive Bilanz veröffentlicht. Jeder Partner kann darin Daten finden, die die Teilnahme an dem Programm rechtfertigen.

 

Wie geben Sie Impulse an die regionale Wirtschaft?

Der Kern von „OekoBusiness Wien“ ist professionelle, unabhängige Umweltberatung. Hier arbeiten wir mit einem Pool an Beraterinnen und Beratern zusammen. Für die Aufnahmen gibt es festgelegte Kriterien und jede Berater aus ganz Europa können sich registrieren lassen kann. „OekoBusiness“ kofinanziert diese Beratung für die Unternehmen mit zwei Drittel der Kosten bzw. bis zu 5.000 Euro.

 

Was ist Ihr Erfolgsrezept, sowohl für die Stadt als auch für andere Akteure?

Das Erfolgsrezept ist Kooperation mit allen Stakeholdern; jeder Akteur kann das Programm als Bereicherung darstellen. Die permanente strategische Weiterentwicklung in engem Kontakt mit den Partnern, mit den Unternehmen, den Beraterinnen und Beratern sowie, wie schon erwähnt, die strenge externe Evaluation, sind weitere wichtige Erfolgsgründe.

 

Konkrete Projekte der Stadt Wien finden Sie auf https://unternehmen.oekobusiness.wien.at/

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