Pressebereich

Rund 50 Personen lauschten gespannt den Lesungen und Gesprächen zwischen Eva Demski, Schriftstellerin, und Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der WIBank. Abgerundet wurde der Abend durch die musikalische Begleitung der Soloflötistin Sarah Louvion und dem Organisten Martin Lücker. 

Zu Beginn berichtete Eva Demski von dem – leider verschollenen – Interview, das sie im Juli 1979 mit Irmgard Keun für das Kulturmagazin „ttt – titel, thesen, temperamente“ führte. Irmgard Keuns Werke waren lange Zeit in Vergessenheit geraten und wurden in den 70ern durch den Claasen Verlag erneut aufgegriffen. Anlässlich dieser Wiederentdeckung entstand das Interview. Noch heute kann sich Demksi gut an die Begegnung erinnern. Keun freute sich über den späten Erfolg und die beiden Autorinnen unterhielten sich über den einzigartigen Stil Keuns, der „sehr deskriptiv, fast filmisch, aber nicht wertend war“ und außerdem dem Lesenden Interpretationsspielraum und „Platz zum Denken“ lässt, so Demski. Dies wird besonders deutlich in den anschließenden Lesungen aus „Nach Mitternacht“. 

Die gelesenen Auszüge verdeutlichen ebenfalls die zwei Seiten des Romans, der häufig als witzig und zugleich bitterböse beschrieben wird. Denn Keun beschreibt nahezu beiläufig die beginnende Hitlerherrschaft aus der Sicht des Kleinbürgertums. Heute erscheint „Nach Mitternacht“ an vielen Stellen sehr aktuell und stimmt nachdenklich. 

Alles in allem bereiteten Demski und Reckhard dem Publikum einen kurzweiligen Abend mit Humor und Ernsthaftigkeit ganz im Sinne von Irmgard Keun. Ein rundum gelungener Abend, der Lust auf weitere Lesungen weckt.

Frankfurt liest ein Buch
Bei „Frankfurt liest ein Buch“ dreht sich eine Woche lang alles um ein ausgewähltes literarisches Werk mit Bezug zu Frankfurt. Ziel ist es, ein Buch zum Gesprächsstoff und zum Gemeinschaftserlebnis zu machen. Weitere Infos auf www.frankfurt-liest-ein-buch.de. Die WIBank unterstützt das Literaturfestival bereits seit einigen Jahren.

Irmgard Keun
Irmgard Keun, 1905 in Berlin geboren, feierte mit ihren beiden ersten Romanen, „Gilgi – eine von uns“ und „Das kunstseidene Mädchen“ große Erfolge. 1936 ging sie ins Exil und kehrte vier Jahre später mit falschen Papieren nach Deutschland zurück. Im Literaturbetrieb der Nachkriegszeit konnte sie zunächst nicht an die Erfolge ihrer ersten Bücher anknüpfen, bis ihre Romane Ende der 70er von einem breiten Publikum wiederentdeckt wurden. Dazu zählt auch „Nach Mitternacht“, 1937 in den Niederlanden und seit 1980 im Claassen Verlag erschienen. Irmgard Keun starb 1982 und zählt heute zu den wichtigsten deutschsprachigen Autorinnen des 20. Jahrhunderts.