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20.02.2020
„Scheitern ist eine Option, die man bei der Unternehmensgründung immer einpreisen muss“
„Ein positives Umfeld, das unterstützt und bestärkt, ist bei einer Unternehmensgründung ungemein wichtig“ – darin waren sich am Dienstagabend alle Podiumsteilnehmerinnen im TechQuartier einig. Die Diskussion war Auftakt der Veranstaltung „Alternative Startup- Warum Frauen über Unternehmensgründung nachdenken sollten“, zu der das Frauennetzwerk Frauen mit Format gemeinsam mit der WIBank eingeladen hatte. Rund 60 Zuhörerinnen (und ein Zuhörer) lauschten gebannt den mitreißenden und erfolgreichen Gründerinnen und Expertinnen, die erfrischend offen und ehrlich sowohl über ihre guten als auch ihre schlechten Erfahrungen berichteten und viele nützliche Tipps mit den Gästen teilten.
So ist Rose Pekic, Gründerin von Proptiq und im TechQuartier ansässig, davon überzeugt, dass ein diversifiziertes Team für eine erfolgreiche Gründung entscheidend ist. „Jeder hat unterschiedliche Kompetenzen und Stärken, die er einzubringen hat. Sucht Euch die richtigen Leute, damit Ihr auch in schwierigen Zeiten gemeinsam durchhalten könnt“, riet Pekic. „Frauen meinen oft, sie müssen alles selbst machen. Das ist ein Irrtum. Holt Euch Unterstützung und Beratung, wenn es nötig ist“, ergänzte Melanie Nolte, Gründerin der Kommunikationsagentur authentic communications und Vizepräsidentin der IHK Frankfurt.
Nici von Alvensleben ist Gründerin der Frankfurter Schneiderwerkstatt für geflüchtete Frauen Stitch by Stitch. Ihr lag es besonders am Herzen, dass sich Frauen nicht zu klein machen oder unter Wert verkaufen. „Wie oft habe ich schon den Satz gehört: Ich habe ein kleines Label oder ein kleines Unternehmen gegründet…so etwas würde ein Mann nie sagen. Wir Frauen müssen uns viel mehr zutrauen und die Erfolgsgeschichte dann auch selbstbewusst erzählen“, sagte v. Alvensleben. In diesem Zusammenhang wurde auf die paradoxe Tatsache hingewiesen, dass Frauen der finanzielle Erfolg und die ökonomischen Ziele ihrer Gründung oft weniger wichtig seien als Männern und sie entsprechend in Fragen der Finanzierung bei der Bank deutlich bescheidener aufträten – und nicht selten gerade deshalb zurückgewiesen würden.
Lena Schiller, die Dozentin an der Goethe Business School ist und vor vielen Jahren schon ihr erstes Startup, den Co-Working Space Betahouse, in Hamburg gegründet hat, berichtete eindrucksvoll auch von ihren negativen Gründungserfahrungen. „ Heute weiß ich, dass ich damals viel mehr auf mich hätte achten sollen, anstatt zu versuchen, mich der Arbeits- und Herangehensweise meiner männlichen Kollegen anzupassen. Ich kann nur empfehlen, sich zunächst darüber klar zu werden: was will ICH? Was sind MEINE Ziele und wie kann ich mich als Frau einbringen. Wenn man sich verstellt, dann kann das nur schief gehen.“
Für Claudia Ungeheuer, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und Beratung bei der WIBank und Moderatorin der Veranstaltung, eine gute Überleitung zum Thema Scheitern und Fehlerkultur. Lena Schiller, die das Scheitern mit ihrem Betahouse am eigenen Leib erfahren hat, wirkt heute dadurch ungemein gestärkt. „Jede Gründerin und jeder Gründer muss die Option zu scheitern, von vornherein mit einpreisen. Nur wer den Mut hat zu scheitern, kann auch den Mut haben, ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Der Frust vergeht, man lernt aus seinen Fehlern und man hat im Nachhinein eine spannende Geschichte zu erzählen.“
Nici v. Alvensleben stimmte dem zu und ergänzte, dass auch Flexibilität ungemein wichtig sei. Man sollte nicht stur an seinem Plan festhalten, wenn man sieht, dass sich die Dinge anders entwickeln als gedacht. „Wenn man in der Lage ist, Fehleinschätzungen rechtzeitig zu erkennen und dann flexibel darauf reagiert, kann das den entscheidenden Unterschied ausmachen.“
Zu einem der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg sahen alle Impulsgeberinnen eine gute Produkt-Kunden-Beziehung. „Geht raus und testet Euer Produkt, denn nur wenn Eure Lösung den Kunden glücklich macht, kann Euer Business langfristig erfolgreich sein“, so Schiller.
Doris Brelowski, Leiterin Existenzgründungen bei der Wirtschaftsförderung Frankfurt, wies darauf hin, dass die Förderlandschaft in Hessen sehr gut aufgestellt sei und Gründerinnen und Gründer auf ein großes und vielseitiges Spektrum sowohl an finanzieller als auch an beratender Unterstützung zurückgreifen könnten.
Zum Abschluss sprach Doris Brelowski noch ein, wie sie selber sagte, wenig schillerndes, aber doch so wichtiges Thema, die Alterssicherung, an. Man solle von Beginn an, auch bei kleinen Gründungen, das Thema nicht außer Acht lassen und fest mit einplanen.
Aus dem Publikum meldete sich abschließend die Gründerin einer im Frankfurter Westend ansässigen Pâtisserie und Chocolaterie zu Wort, die zwar gestand, dass sie heute als Selbstständige weniger Geld verdiene und deutlich mehr arbeite als damals im Angestelltenverhältnis. „Dafür widme ich mich heute voll und ganz meiner Neugier und Leidenschaft – und das macht mich einfach glücklich.“
Organisiert wurde die Veranstaltung von der WIBank gemeinsam mit „Frauen mit Format“ , einem Netzwerkt, das berufstätige Frauen aus Wissenschaft und Wirtschaft miteinander verbindet und interessierten Frauen einen formlosen Austausch von Kontakten und Informationen ermöglichen soll.
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Claudia Ungeheuer
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