Weber & Leucht GmbH, Fulda: Krisen wecken den Gründergeist
Die Weber & Leucht GmbH in Fulda ist ein akkreditiertes Prüflabor, welches die Gebrauchstauglichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit verschiedener Produkte testet. Textilien und Bekleidung, Medizinprodukte, Persönliche Schutzausrüstung sowie Reinigungsprodukte und Wasch- und Pflegemittel: Weber & Leucht prüft die unterschiedlichsten Materialien und kann sogar simulieren, wie Produkte nach mehreren Jahren intensiver Nutzung aussehen. Entstanden als Hochschul-Spinoff ist das inhabergeführte Familienunternehmen seit über 15 Jahren am Markt und mittlerweile international für führende Markenunternehmen aller Größenordnungen tätig.
Stichwort Hochschul-Spinoff: Wie hat sich das ergeben und wie hat sich Ihr Unternehmen seitdem entwickelt?
Ich habe das Unternehmen mit meiner Frau gegründet. Wir beide haben an der Hochschule Hof im gleichen Semester Textilchemie studiert. Damals hat uns ein Professor auf das Förderprogramm „Flügge“ aufmerksam gemacht. Die Gründung erfolgte 2002; in dieser Zeit fehlten in Deutschland Textilexperten, die den Umstieg der klassischen Textilindustrie hin zu technischen Textilien und High-Tech-Lösungen begleiten würden. Die Textilindustrie befand sich damals im Krisenmodus und musste sich rasch umorientieren. Unsere Geschäftsidee, ein Engineering-Unternehmen zu gründen, das die Textilhersteller bei diesem Neuanfang beraten und unterstützen kann, war geboren. Dank der zweijährigen Förderung konnten wir die dortigen Hochschulressourcen und Netzwerke nutzen und vor allem auch auf erfahrene Gründungsexperten zugreifen. Ich bezeichne das gerne als unsere Praktikumsphase zur Selbständigkeit. Es hat funktioniert und wir konnten ein international tätiges Auftragslabor für technische Textilien etablieren. Wir haben mittlerweile zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Fulda und ein Büro in den USA. Ohne die Gründerförderung an der Hochschule wäre das jedoch nicht möglich gewesen.
Welchen Finanzierungsanlass gab es aktuell?
Als akkreditiertes Prüflabor für textile Produkte der Bereiche Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und Medizin arbeiten wir daran, ein sicheres Inverkehrbringen der Produkte für die Hersteller zu ermöglichen. Da wir stets aktuelle Prüftechnik bereithalten müssen und sich die Anforderungen an Normen und Zulassung oftmals auch ändern, planen wir jedes Jahr unsere Investitionen turnusmäßig. Die Investitionsplanung erfolgte also bereits im Herbst 2019. Im Februar dieses Jahres stockte unser Probeneingang abrupt, da uns zahlreiche Proben aus Asien nicht mehr pünktlich erreichten. Im März wandelte sich das Blatt bereits wieder und wir erhielten zusätzliche Anfrage von Unternehmen, welche diese Märkte noch nicht bedienen, aber nun einsteigen möchten. Die zusätzlich wachsende Unsicherheit durch stetig neue Krisenmeldungen hat mich dazu bewegt, ein Gespräch mit unserer Hausbank zu führen. Darin haben wir unsere Ausgangssituation analysiert und gemeinsam überlegt, wie wir unsere Investitionsplanung möglichst längerfristig krisenfest ausgestalten können. Das Förderprogramm „Kapital für Kleinunternehmen (KfK)“ hat unsere Anforderungen sehr gut erfüllt, insbesondere aufgrund der langen tilgungsfreien Phase und da es als Nachrangdarlehen fungiert.
Wie sind Sie auf die WIBank bzw. das Produkt aufmerksam geworden?
Durch intensive Recherche verschiedener Förderprogramme sowie direkten Gesprächen mit der Förderberatung Hessen und der Kreditförderung der WIBank entschied ich mich für das Produkt der WIBank. Hilfreich war hier auch die Webseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI).
Welche Erfahrungen haben Sie auf Ihrem Weg zum Förderprodukt KfK gemacht?
Die Beratung der WIBank durch die Förderexperten hat mir sehr geholfen, eine Entscheidung zu treffen. Die Informationen zum Programm waren vollständig und transparent. Das Fördergeld werden wir vorrangig für die Investition in neue Prüfgeräte für Persönliche Schutzausrüstung und Medizinprodukte verwenden.
Wie betrifft Sie die aktuelle Corona-Situation? Wie gehen Sie damit um?
Natürlich schüttelt die Krise uns ebenfalls kräftig durch. Wir sind zwar in den momentan wichtigen Bereichen der persönlichen Schutzausrüstung sowie Hygiene- und Medizintextilien tätig, aber aufgrund der internationalen Ausrichtung stehen wir vor komplett neuen Herausforderungen. Projekte laufen nicht planmäßig ab, Kommunikation braucht neue Wege und viele Projekte wurden auch vorübergehend auf Eis gelegt. Ich blicke derzeit zwar optimistisch in die Zukunft, dennoch habe auch ich Sorgen und habe daher Maßnahmen für mögliche Worst-Case-Szenarien in Planung. Die derzeit wichtigste Aufgabe ist für uns ein verstärktes Finanzmanagement, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können. Unser Ziel ist es, bereits jetzt das Jahr 2021 abzusichern. Deshalb haben wir auf das KfK-Förderinstrument zurückgegriffen, da es uns zusätzliche Liquiditätssicherheit aufgrund passender Konditionen gewähren kann.
Es gibt derzeit nicht viele Unternehmen, die optimistisch in die Zukunft blicken können. Die Krise wird in Wirtschaft und Gesellschaft viel verändern. Was treibt Sie an?
Wie gesagt, in unserem Business ändern sich derzeit die Anforderungen. Beispielsweise haben wir momentan wenige Aufträge, Bekleidung zu testen. Dafür rücken die Medizinprodukte stärker in den Fokus. Diesen Veränderungen positiv zu begegnen, das weckt wieder meinen Gründergeist. Jetzt bewegt sich wieder etwas. Ich sehe in Krisenzeiten für Unternehmen auch viele Chancen. Es bieten sich dadurch neue Möglichkeiten, die Geschäftsmodelle zu überdenken. Wir müssen uns neu orientieren, pragmatische Lösungen finden, Innovationen anstoßen. Die Veränderungen anzunehmen mit der Aussicht, daraus etwas Neues, Zukunftsfähiges zu entwickeln, gibt uns in Krisenzeiten Kraft.
Das Interview führten wir während der Corona-Krise im April 2020.