Oben grüner Strom, unten weißer Riesling – EU und Land Hessen fördern Forschungsprojekt
Wo man auch hinschaut, den fortschreitenden Klimawandel bekommen wir alle in unterschiedlichen Ausprägungen längst zu spüren. Auch Winzer sind davon nicht ausgenommen. Ob Spätfröste, Hitzeperioden, extreme Trockenheit und Starkregen – die Herausforderungen für Weinbauern sind groß, denn sie bedrohen die Qualität und Quantität der Weintrauben. Im Weinanbaugebiet Rheingau haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Geisenheim des Themas angenommen und die Frage gestellt, wie man Trauben und Klima gleichzeitig schützen kann.
Daraus ist Anfang 2023 das Pionierprojekt "VitiVoltaic" entstanden. Es versucht, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau durch innovative Methoden zu mildern und gleichzeitig den Prozess des Weinbaus insgesamt nachhaltiger zu gestalten.
Im Zentrum des Projekts steht der Einsatz von Photovoltaik-Technologie im Weinbau - eine spannende und vielversprechende Methode, bei der Solarmodule über Weinreben installiert werden. Dies ist eine neuartige Art der doppelten Flächennutzung, die auch als APV (Agri-Photovoltaik) oder im Kontext des Weinbaus als "VitiVoltaic" bezeichnet wird und auch angesichts des immensen Bedarfs an Flächen für Solar- und Photovoltaik-Anwendungen von großer Bedeutung ist.
Effektive Anpassungsstrategie für Weinreben an die Herausforderungen des Klimawandels
Durch das Schaffen von Schatten mithilfe der APV-Module könnte die Temperatur unter den Modulen gesenkt und so ein günstigeres Mikroklima für die Reben geschaffen werden. Zudem könnte der Wasserhaushalt der Reben verbessert, die Schäden durch Starkniederschläge reduziert und der dezentral erzeugte Strom sogar für die Prävention von Spätfrost genutzt werden. Es ist auch denkbar, dass die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln verringert werden kann, da die unterschiedlichen Witterungsbedingungen durch die Solarmodule abgefangen und abgemildert werden können.
Ein wesentlicher Bestandteil dieses Projekts ist das Forschungs-Reallabor an der Hochschule Geisenheim. An diesem einzigartigen Ort wird über einem Weinberg durch Photovoltaik Strom produziert, während darunter gleichzeitig Weintrauben kultiviert werden. Die Forschungsarbeit in diesem Reallabor konzentriert sich auf die Auswirkungen der APV auf die Reben und das Mikroklima im Weingarten, und damit letztendlich auf die Qualität und Quantität der Erträge. Daneben werden auch weitere Fragestellungen wie die Möglichkeit zur Reduzierung des Pflanzenschutzes und die direkte Nutzung des erzeugten Stroms im Weinbau zur Steigerung der Nachhaltigkeit untersucht.
Gefördert wird das "VitiVoltaic" Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), EFRE-Mittel aus der Initiative "REACT-EU" sowie das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Diese Unterstützung ermöglicht die Erforschung neuer Wege, um Weinbauern zu helfen, besser mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen und gleichzeitig aktiv zur Erzeugung erneuerbarer Energie beizutragen.
Weitere Informationen zur EFRE-Förderung finden Sie auf der Webseite der WIBank sowie des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen.