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15.04.2024

Digitaler Euro: Chancen für das Banken- und Kreditwesen und offene Fragen

Am 09. April 2024 fand in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel die Veranstaltung „Finanzwelt in Europa – Chancen und Risiken von Zentralbankgeld als Anker des künftigen europäischen Zahlungssystems“ statt. Organisiert wurde die Helaba-Veranstaltung mit 100 Gästen von der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank).

Nach den Grußworten von Klaus-Peter Appel, Leiter der Hessischen Landesvertretung und Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der WIBank, moderierte Dr. Detlef Fechtner, EU-Korrespondent der Börsenzeitung, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Auswirkungen eines Digitalen Euros auf das Banken- und Kreditwesen sowie den Finanzplatz Frankfurt“. Die Panelistinnen Dr. Alexandra Hachmeister, Leiterin des Zentralbereichs Digitaler Euro der Deutschen Bundesbank, und Anne-Sophie Gógl, Vorstandsmitglied Digital Euro Association (DEA), diskutierten über die weitreichenden Möglichkeiten und offenen Fragen,  die die Einführung ?eines digitalen Euros mit sich bringen würde.

Bedeutung eines Digitalen Euro für die währungspolitische Konkurrenzfähigkeit Europas

Die Hauptdiskussionspunkte der Veranstaltung drehten sich um die Währungssouveränität und Finanzstabilität Europas sowie die aktuelle Verwendung der Nutzer- und Konsumdaten ausländischer Anbieter beim Bezahlvorgang im Zusammenhang mit der künftigen Einführung eines Digitalen Euros. Es wurden aber auch Erwartungen und Auswirkungen auf das Retail- und Firmenkundengeschäft kritisch beleuchtet. 

Anne-Sophie Gógl betonte, dass die EZB in der aktuell laufenden Vorbereitungsphase des Digitalen Euros alle relevanten Akteure einbinden sollte. Neben Banken sollten auch Handel und Industrie mitbedacht werden. Sie forderte Technologie-Offenheit bei der Ausgestaltung eines Digitalen Euros und betonte, dass die Nutzerfreundlichkeit im Mittelpunkt stehen müsse. Auch Frau Dr. Hachmeister hob hervor, dass der Schlüssel in der konkreten Ausgestaltung des Designs und beim Aufbau der Infrastruktur liege. 

Ein zentrales Argument für den Digitalen Euro sei laut beiden Panelistinnen, dass man in Europa aktuell kein eigenes Angebot habe, das man den ausländischen Zahlungsdienstleistern entgegenhalten könne. Vor allem die US-amerikanischen Anbieter dominieren den europäischen Markt. China sei bereits mit dem digitalen Yuan weit vorangeschritten, und die japanische Digitalwährung solle 2026 auf den Markt kommen, weshalb Europa dringend mithalten müsse, um währungspolitisch im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Man sei in der EU aber bereits auf einem guten Kurs.

Erwartungen an den Gesetzgebungsprozess: Neutralität, Privatsphäre und Kontrolle bei Haltelimits

Ohne einen Digitalen Euro können man in Zeiten hoher geopolitischer Spannungen hingegen im Zweifel ohne Alternative dastehen – und dies bei einer kritischen Infrastruktur. Gógl wies darauf hin, dass ca. 93% der Zentralbanken weltweit an digitalen Währungen arbeiteten. Europa habe jetzt die Chance, internationale Standards zu setzen, die unseren demokratischen Grundsätzen und dem hohen Datenschutz entsprächen. Dr. Hachmeister unterstrich, dass die Finanzstabilität auch bei einem Digitalen Euro erhalten bleiben müsse. Deshalb sei es richtig, über Haltelimits nachzudenken. Entscheidend sei die Frage, ob die systemische Stabilität des Finanzsystems gefährdet wäre, wenn alle Bürger in einem hypothetischen Szenario Einlagen bis zum Haltelimit von ihrem Bankkonto ins elektronische Wallet verschieben würden. Nach aktuellem Untersuchungsstand seien die aktuell diskutierten Haltelimits nicht als kritisch für die Finanzstabilität Europas zu betrachten.

Gógl ergänzte, dass Finanzinstitute potenziell in sehr unterschiedlichem Ausmaß von einem möglichen Abzug an Einlagen betroffen sein könnten. Differenzierte Haltelimits seien daher eine Überlegung wert. Sie sehe die Gefahr der Einlagenabflüsse aber als nicht sehr groß an.

Geht es nach Dr. Hachmeister, müsse der Digitale Euro sowohl im Großhandel als auch im Einzelhandel gleichwertig Bedeutung und Anwendung finden. Bei richtiger Ausgestaltung könne der Digitale Euro der europäischen Industrie einen globalen Wettbewerbsvorteil bieten. Ein Alleinstellungsmerkmal des Digitalen Euros sei es, dass mit ihm die Privatsphäre der Bürger bestmöglich geschützt werden könne. Das neue Design des Digitalen Euros wird keinen Zugriff auf Daten der Nutzer haben, sodass Konsumdaten nicht gesammelt werden – ganz anders, als es bei aktuellen Bezahlverfahren ausländischer Anbieter der Fall sei. Diese sammeln die Daten der Kunden und transferieren diese ins europäische Ausland worauf der Kunde kaum Einfluss hat, weil er den AGB zustimmen muss, um es nut?zen zu können. Dies soll sich mit dem Digitalen Euro ändern. Zudem soll es eine Offline-Bezahlfunktion in Form einer Digitalen Geldbörse geben. Außerdem wird das Bargeld als Alternative weiterhin erhalten bleiben.

Mit Blick auf den laufenden Gesetzgebungsprozess erwartet Gógl von den beteiligten EU-Institutionen Neutralität. Weiterhin müsse die Privatsphäre regulatorisch gewährleistet und ein Kontrollgremium für die EZB geschaffen werden. Für Dr. Hachmeister steht das Thema Haltelimit im Vordergrund. Es sei sinnvoll, keine feste Zahl in der Verordnung festzulegen, sondern lediglich die grundsätzliche Möglichkeit hierfür zu schaffen. Dies hätte den Vorteil, dass das Haltelimit bei Bedarf einfacher kalibriert werden könnte.

Die nächste Veranstaltung aus der Reihe „Finanzwelt in Europa“ findet im am 06. November 2024 in Brüssel statt.



Bildquelle: Melanie Wenger

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